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Leben in Köln

Interview: Henriette Reker (Teil 1)

Wolfgang Guth- KölnerLeben Ausgabe 5/2016 · 29.03.2017

Oberbürgermeisterin Henriette Reker im Interview/Foto: © Akhlis Abbis

Oberbürgermeisterin Henriette Reker im Interview/Foto: © Akhlis Abbis

Nach einem Amtsjahr zog Oberbürgermeisterin Henriette Reker im Gespräch mit KölnerLeben eine spannende Zwischenbilanz.

KölnerLeben: Seit dem 22. Oktober 2015 sind Sie Oberbürgermeisterin von Köln. Was hat sich seitdem für Sie persönlich verändert?
Henriette Reker: Alles! (OB lacht) Mein Arbeitsalltag, mein Privatleben, einfach alles. Das war mir natürlich klar, als ich für dieses Amt kandidiert habe. Aber es ist auf jeden Fall eine große Umstellung.

Was hat Sie im letzten Jahr besonders bewegt und gefreut?
Es war für mich überwältigend zu sehen, wie viele Bürgerinnen und Bürger, Institutionen und Vereine sich nach dem Messerattentat um mein Wohlergehen Gedanken gemacht haben und mich mit lieben Worten und im Gebet begleitet haben.

Was hat Sie im letzten Jahr besonders mitgenommen und belastet?
Ich war und bin bestürzt über die kriminellen Taten in der Silvesternacht. Bei der Frage, was sich seitdem verändert hat, denke ich zuallererst an die von den Übergriffen betroffenen Mädchen und Frauen. In ihrem Leben hat sich nämlich sehr viel geändert. Deshalb unterstützen wir entsprechende Beratungsangebote und Anlaufstellen für Frauen und Mädchen.

Foto: Akhlis Abbis

Vor dem Hintergrund der zunehmenden Gewalttaten hat das Thema „Sicherheit“ an Bedeutung zugelegt. Was unternimmt die Stadt zur Verbesserung der öffentlichen Sicherheit?
Im Fokus stand nach Silvester natürlich insgesamt die öffentliche Sicherheit. Die Kölnerinnen und Kölner sind vorsichtiger geworden, unsicherer, kritischer. Und sie äußern ihre Ängste. Das ist gut und wichtig. Denn wir wollen als Stadt die Sorgen unserer Bürgerinnen und Bürger ernst nehmen und dafür müssen wir sie kennen.
Ich habe sofort die Initiative ergriffen und in der Stadt ein Stärkungsmodell für die Sicherheit umgesetzt. Gemeinsam mit dem neuen Polizeipräsidenten habe ich die umfangreichste institutionalisierte Zusammenarbeit von Stadt und Polizei ins Leben gerufen, die es in Köln je gegeben hat. Mit großem Erfolg, wie der Verlauf der Karnevalstage, aber auch der vielen Veranstaltungen der letzten Monate gezeigt hat.

Was wird sich konkret ändern?
Zu jedem größeren Ereignis wird ein individuelles Sicherheitskonzept mit allen beteiligten Partnern erstellt. Falls nötig, übernimmt die Stadt die Rolle eines Veranstalters mit der dazugehörigen Verantwortung. Mehrmals im Jahr kommt eine Sicherheitskonferenz gemeinsam mit den Strafverfolgungsbehörden zusammen.

Wird auch vorgebeugt?
Wir verstärken Präventionsarbeit. An den anerkannten Brennpunkten gibt es eine deutlich höhere Polizeipräsenz, und wir als Stadt werden die Personalstärke des Ordnungsdienstes weiter erhöhen. Wir intensivieren Präventionsprojekte – zum Beispiel für Jugendliche. In der Stadt – unter anderem am Hauptbahnhof – ist ein gemeinsam betriebenes Sicherheitsmobil von Polizei und Stadt Köln im Einsatz. Es gibt gemeinsame Streifengänge von Stadt und Polizei. Wir prüfen für Silvester eine Schutzzone um den Kölner Dom. Der Polizeipräsident will außerdem eine Videoüberwachung an ausgewählten Orten in der Stadt umsetzen.

Foto: Akhlis Abbis

Wie treten Sie der Gleichsetzung von Köln mit den Silvesterereignissen entgegen?
Da bin ich politisch aktiv geworden: Etliche Großstädte aus NRW haben die „Kölner Erklärung“ an Land, Bund und Städtetag unterzeichnet, in der sie ihre Forderungen für mehr Sicherheit formuliert haben. Wir intensivieren den Kontakt zu anderen Städten weiter, um voneinander zu lernen. Es ist mir zum Abschluss dieses Themas wichtig zu betonen: Köln ist mehr als Silvester!

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Tags: Interview , Kölnerin , Politik

Kategorien: Leben in Köln