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Leben in Köln

Münteferings Tipps für ein gutes Leben

Wolfgang Guth · 02.10.2017

Ein Meister klarer und verständlicher Rede: Franz Müntefering  © Lydia Schneider-Benjamin

Ein Meister klarer und verständlicher Rede: Franz Müntefering © Lydia Schneider-Benjamin

„Senioren: Teilhaben und Mitbestimmen.“ Unter diesem Motto stand die diesjährige Veranstaltung zum Tag der älteren Generation im Kölner Rathaus. Prominenter Redner war Franz Müntefering.

Vierhundert Gäste folgten der gemeinsam von Oberbürgermeisterin Henriette Reker und der Kölner Seniorenvertretung ausgesprochenen Einladung zum Tag der älteren Generation. Auf sie wartete ein anspruchsvolles und vielseitiges Programm aus Kultur-, Unterhaltungs- und Redebeiträgen.

In Vertretung der verhinderten Oberbürgermeisterin stellte Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes in ihrer Begrüßung die Bedeutung der Stadtgesellschaft für praktizierte Teilhabe heraus. Die Kommune sei das Basislager der Demokratie, in dem Politik, Vereine, Initiativen und bürgerschaftliches Engagement zusammenwirken müssen. Ausdrücklich eingeschlossen darin sieht sie die Seniorenvertretung, „denn deren Erfahrungswissen bei der Entwicklung eines seniorenfreundlichen Kölns ist unverzichtbar“.

Teilhabe ist keine Frage des Alters

Gastredner Franz Müntefering, der Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO), ging in seinem Beitrag einen Schritt weiter. „Teilhaben ist keine Frage des Alters“ mahnte der BAGSO-Vorsitzende die Verantwortung Aller und jedes Einzelnen an. „So lange der Kopf klar ist, sind wir verantwortlich für das, was mit uns geschieht.“ Dabei sei es ganz egal, ob jemand, wie er selber, 77 Jahre oder ein anderer 27 Jahre alt sei.

„Mitdenken! Mund aufmachen!“, munterte er alle Zuhörer zum aktiven Mittun auf. Dabei sei es legitim, auch eigene Interessen einzubringen, so wie es die Seniorenvertretung für die eigene Generation ja auch mache. „Interessen nicht zu äußern wäre falsch.“ Ebenso falsch wäre es aber auch, die Gesamtverantwortung für alle Menschen und die Gemeinschaft zu verleugnen. Es dürfe nicht sein, dass Einzelinteressen Vorrang vor dem Interesse Aller und der Gesellschaft haben.

Staat, Gesellschaft und jeder Einzelne trägt Verantwortung

Für die weitere Entwicklung der zunehmend älter werdenden bundesdeutschen Gesellschaft sieht Müntefering den Staat, die Gesellschaft und jeden Einzelnen in der Verantwortung. Der Staat müsse für soziale Gerechtigkeit sorgen. Alterssicherung, Pflege, Gesundheit, Wohnen, Mobilität und der Übergang zur digitalen Welt sind aus seiner Sicht die Knackpunkte. In 35 Wahlprüfsteinen hat die BAGSO diese zusammengefasst und will damit einen inhaltlichen Schwerpunkt der seniorenpolitischen Diskussion zur Bundestagswahl im September leisten.

Für die Gesellschaft sieht Müntefering in der Vermeidung von Einsamkeit die Hauptaufgabe. Einsamkeit und Isolation stellen für ihn die größten gesellschaftlichen Probleme dar. Bei aller fortschreitenden Digitalisierung blieben das persönliche Gespräch und der direkte Kontakt überlebenswichtig, gerade wenn die eigene Mobilität nachlasse.

Laufen, Lernen, Lachen

Für die eigene Fitness und den langen Erhalt der Mobilität wiederum sei jeder Einzelne verantwortlich: „Bewegung ermöglicht Begegnung.“ Für seine Zuhörer hatte er eine einfache und griffige Formel parat: Gut lang Leben durch LLL: Laufen, Lernen, Lachen. Laufen fördert Bewegung. Deshalb riet er, statt Aufzug oder Rolltreppe den Fußweg zu wählen. Geistig fit und neugierig bleiben, so will er Lust zum lebenslangen Lernen vermitteln. Letztlich gehe es nur mit Humor, deshalb ist Lachen, über sich selbst und vor allem in Gemeinschaft, der dritte Ratschlag.

Auch Kultur und Unterhaltung kommen nicht zu kurz

Mit kräftigem und lang anhaltendem Beifall zollte das Publikum Anerkennung und zeigte Lernbereitschaft. Die eintretende Pause wurde für fußläufige Bewegung durch die Ausstellung im Wandelgang des Rathauses, in der sich Einrichtungen und Organisationen aus dem Bereich der Altenhilfe präsentierten, genutzt. Und auch Lachen und Freude kamen im weiteren Teil des Kulturprogramms nicht zu kurz. Das Akkordeonorchester Köln-Deutz, der A-Capella-Chor Laut-leben, der Polizeifrauenchor und das Markus-Reinhardt-Ensemble sorgten für umjubelte Musikdarbietungen. Mit der Aufführung des Kalker MiniMUMM-Zirkus wurden zirsensische Kindheitserinnerungen geweckt. Bei spanischen Tänzen und einem abschließenden gemeinsamen Trommeln stand wiederum Bewegungsförderung im Mittelpunkt.

Tags: Politik , Seniorenvertretung

Kategorien: Leben in Köln